Starke Kommunen, starkes Land (2018/20-2021)
Förderinstitution: Ministerium des Innern und für Sport, Rheinland-Pfalz
Aufgabenbereich: Wissenschaftliche Leitung (seit 10/2020), Forschung
In Zeiten des demographischen und digitalen Wandels, gesellschaftlicher Umbrüche und neuer globaler Herausforderungen müssen sich auch Kommunen zukunftsfest als attraktive Standorte aufstellen. Hierfür ist das Instrument der interkommunalen Kooperation besonders wichtig, um die Sichtbarkeit und Standortqualität von Kommunen zu erhöhen. Erklärtes Ziel der ausgewählten Modellräume „Mitten am Rhein“ und „An Bienwald und Rhein“ ist es, in den kommenden Jahren Strukturen und Projekte gemeinsam auf den Weg zu bringen und zu verstetigen.
Dieser Prozess wird durch regelmäßige wissenschaftliche Evaluationen begleitet. Ziel ist es, Fortschritte, Potenziale, Katalysatoren sowie Hemmnisse prozessbegleitend zu identifizieren und Transferpotenziale zu entwickeln und diese durch regelmäßige Rückkopplung zu den Projektpartnern zu kommunizieren.
Obdach- und Wohnungslosigkeit in Berlin (2019)
Förderinstitution: FU Berlin, Fachbereich Geowissenschaften
Aufgabenbereich: Wissenschaftliche Leitung, Forschung
Neben Armut und sozialer Ungleichheit sind Themen wie Wohnungs- und Obdachlosigkeit sowie prekäres Wohnen von hoher geographischer Relevanz. Wohnungs- und Obdachlose werden häufig aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes (v. a. un-/gepflegte Erscheinung, Kleidung, Körpergeruch) und ihrer aktiven und passiven Tätigkeiten (z. B. Verkauf von Straßenzeitungen, betteln, schlafen im öffentlichen Raum, Alkohol- und/oder Drogenkonsum) als nicht-gesellschaftskonform stigmatisiert und sind aufgrund ihrer Anwesenheit im (halb-) öffentlichen oder privaten Raum und ihres Verhaltens Ausgrenzungen, Diskriminierung, Gewalt und Tyrannei ausgesetzt und werden gesellschaftlich benachteiligt, wenn nicht ignoriert.
Erste explorative empirische Arbeiten mit narrativen Interviews (n=29) mit obdachlosen Menschen haben zwischen Mai und Juli 2019 in Berlin stattgefunden.
Konfliktpotentiale des arabischen Tourismus in Zell am See-Kaprun (2014-2017)
Habilitationsprojekt (z.T. finanziell unterstützt durch inneruniversitäre Forschungsförderung der JGU Mainz)
Arabische Reisende haben im deutschsprachigen Alpenraum in Österreich, Deutschland und der Schweiz zwar nur einen Anteil von weniger als zwei Prozent an den jeweiligen Gesamtankünften. Die Entwicklung der Ankunfts- und Übernachtungszahlen von arabischen Reisenden der vergangenen Jahre hat belegt, dass diese überwiegend während der Sommermonate in einem kurzen Zeitfenster im Juli und August in den Alpenraum reisen, konzentriert an wenigen Standorten, wie z.B. Zell am See-Kaprun, Interlaken und Garmisch-Partenkirchen, auftreten, wo sie einen der Hauptherkunftsmärkte stellen. Aufgrund ihrer Konsumfreudigkeit und durchschnittlich höheren Tagesausgaben im Vergleich zu den „traditionellen“ Gästesegmenten sind arabische Urlauber wichtig für lokale Tourismuswirtschaften, da der überwiegende Teil der Destinationen im Alpenraum von einer ausgeprägten Saisonalität betroffen und der Umsatz während des Jahres stark schwankt.
Divergierende Werthaltungen und Alltagspraktiken im Vergleich zu anderen anwesenden Touristen, gepaart mit Unwissen über historische, kulturelle und religiöse Hintergründe sowie stereotype Vorstellungen und Wahrnehmungen von arabischen Reisenden führen zu Spannungsverhältnissen, die Begegnungen und Interaktionen hemmen oder erschweren. Arabische Reisende werden zudem oft als Störfaktoren wahrgenommen, die das Reiseerlebnis oder das (touristische) Alltagsleben trüben. Soziale und kulturelle Probleme, die bereits in Tourismusorten bestehen, werden dadurch verstärkt. Es gilt daher, diese Barrieren zu überwinden, um ein offenes, freundliches und respektvolles Miteinander auch im Sinne einer soziokulturellen Nachhaltigkeit im Tourismus zu schaffen.
Obwohl bereits 2006 eine Diskussion über eine „Araberinvasion“ in der Region Zell am See-Kaprun ausgelöst wurde, ist das „Phänomen arabischer Tourismus“ auch eine Dekade später noch omnipräsent und wird nach wie vor ambivalent diskutiert. Die empirische Studie hat gezeigt, dass viele andere Reisende, die zur gleichen Zeit ihren Urlaub in Zell am See-Kaprun verbringen, von deren Anwesenheit überrascht sind und dies bei einigen Touristen dies auf Irritationen und Angst stößt. Dies ist einerseits auf die nicht erfüllten Seh- und Erlebniswünsche von Reisenden sowie deren Erwartungshaltungen an eine touristische Destination im Alpenraum zurückzuführen, andererseits auf stereotype Vorstellungen über Araber, die tendenziell negativ konnotiert sind und sich entsprechend auf die Wahrnehmung auswirken.
Incoming-Tourismus aus den arabischen Golfstaaten – Chancen und Perspektiven für die Tourismuswirtschaft (2014-2015)
Förderinstitution: Inneruniversitäre Forschungsförderung der JGU Mainz
Aufgabenbereich: Wissenschaftliche Leitung, Forschung
Der Outbound-Tourismus aus den Staaten des Golfkooperationsrats (GKR) wächst über dem internationalen Durchschnitt. Mehr als dreiviertel der Reisen erfolgen innerhalb der islamisch-arabischen Welt, jedoch entfallen fast 50 Prozent der Reisen außerhalb der Region auf europäische Länder, was deren Beliebtheit als Mittelstreckendestination unterstreicht.
Österreich und Deutschland werden als attraktive Ziele wahrgenommen und gelten als sichere Destinationen. In den vergangenen Jahren konnten einige deutsche und österreichische Städte und Tourismusregionen im alpinen Raum Zuwachsraten im zweistelligen Bereich verzeichnen. Allein zwischen 2012 und 2013 ist in Deutschland die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus den arabischen Golfstaaten um 20,2 Prozent auf 1,5 Millionen gestiegen. Neben einer überdurchschnittlich langen Aufenthaltsdauer sind Reisende aus den GKR-Staaten aufgrund ihrer hohen Tagesausgaben für die Tourismuswirtschaft attraktiv, jedoch bergen Vorurteile und Unwissen über den historischen, kulturellen und religiösen Hintergrund dabei Konfliktpotential bei allen beteiligten Akteuren.
Die Quellmärkte aus der arabischen Golfregion fanden in der wissenschaftlichen Forschung bislang kaum Beachtung, obwohl die Attraktivität dieser Zielgruppe in der Wirtschaft längst erkannt wurde. Ziel des Projekts ist es daher, verschiedene Aspekte der touristischen Nachfrage dieser neuen wichtigen Zielgruppe von Reisenden aus den GKR-Staaten in ausgesuchten österreichischen und deutschen Destinationen im Sinne einer ersten Profilbildung zu untersuchen.
Neoliberale Urbanisierungsprozesse in den Städten der arabischen Golfstaaten (2012-2015)
Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Aufgabenbereich: Wissenschaftliche Leitung (gem. mit Prof. Dr. Günter Meyer), Forschung
In den arabischen Golfstaaten vollziehen sich Transformationsprozesse, die neue sozialarchitektonische urbane Räume entstehen lassen und historisch gewachsene sozioökonomische Interaktionsräume eliminieren bzw. verändern. Es bilden sich Allianzen aus Politik und Wirtschaft, die mittels fragmentierter Stadtplanung den städtischen Teilräumen neue ökonomische Funktionen zuteilen. Die Gestaltung der Aktionsräume verschiedener sozialer Gruppen führt lokal zu sozialräumlicher Fragmentierung. Derartige Entwicklungen folgen den Entscheidungen der Akteure der neuen Allianzen sowie den Interessen der Stadtplaner, Architekten und externen Berater. Dazu wird die Forschungshypothese aufgestellt: Die neoliberale Stadtentwicklung zielt auf Profitmaximierung im Immobiliensektor und verfolgt keine sozioökonomischen Entwicklungsstrategien.
Die Verknüpfung zwischen Aktionsräumen und neoliberaler Stadtplanung ist in der Forschung bislang vernachlässigt worden. Hauptziel des Forschungsvorhabens ist deshalb, zuerst die Handlungsstrategien der beteiligten Akteure und die Governance-Strukturen zu analysieren. In einem weiteren Schritt wird untersucht, wie die Interaktionsräume der verschiedenen Bevölkerungsgruppen sich verändern oder neu entstehen. Dabei sollen Interaktionsräume einheimischer sozialer Gruppen (Frauen, religiöse und ethnische Minderheiten) in ausgewählten Golfstädten analysiert werden. Die empirischen Ergebnisse sollen ein neues theoretisches und angewandtes Verständnis für neoliberale Urbanisierungsökonomien generieren und in postmoderne Stadtentwicklungsprozesse eingebettet werden.
Identitätsräume in postmodernen Städten der Schwellenländern: Sozialräumliche Fragmentierung oder urbane Identitätsbildung? (2011-2012)
Förderinstitution: Inneruniversitäre Forschungsförderung, JGU Mainz
Aufgabenbereich: Wissenschaftliche Leitung (gem. mit Dr. Ala Al-Hamarneh), Forschung
In zahlreichen Metropolen der Schwellenländer ist seit gut 20 Jahren ein bemerkenswerter Transformationsprozess von urbanen Räumen zu beobachten, der neue postmoderne sozialarchitektonische Räume entstehen lässt, die mit den traditionellen gesellschaftlich und ökonomisch geprägten urbanen Aktionsräumen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Konflikt stehen. Im Rahmen der Globalisierung werden neue ökonomische und kulturelle Funktionen und Aufgaben zugeteilt, die umfassende und radikale Prozesse der infrastrukturellen Anpassungen hervorrufen; Outsourcing von Produktionen und Dienstleistungen sowie neue Formen der Mobilität und Kommunikation haben nicht nur Einfluss auf das städtische Erscheinungsbild genommen, sondern auch auf soziale, ökonomische, kulturelle und ökologische Strukturen.
Die Fragen, wie solche urbane Entwicklungen die vorhandenen Aktionsräume der verschiedenen Sozialgruppen umstrukturieren und sie durch neue Räume zu ersetzen versuchen und welche Aktionsformen und Identitätsräume dadurch entstehen, blieben in der bisherigen Forschung unbeantwortet. Die theoretische und angewandte Verknüpfung zwischen sozioökonomischen Aktionsräumen einerseits und der Stadtplanung und Architektur anderseits ist in der (geographischen) Stadtforschung bislang vernachlässigt worden.
Das Forschungsprojekt baute auf früheren Forschungsarbeiten der Antragsteller zu urbanen und touristischen Entwicklungen (Schwerpunkt VAE) auf. Es hat sich gezeigt, dass der Schlüssel zum Verständnis der Stadtentwicklungen (Dubai, Abu Dhabi) nicht allein in einer konventionellen Liberalisierung des Bausektors und im Modernisierungsanstreben der Herrschenden zu suchen ist. Vielmehr ist die postmoderne Stadtplanung dadurch zu erklären, dass das herrschende Regime über die Schaffung komplexer urbaner Strukturen alternative Rentenquellen für seine Herrschaftssicherung schafft. Die neue Gestaltung und Einordnung der Aktionsräume der verschiedenen sozialen Gruppen dient hier insbesondere der Zunahme des marktgesteuerten Wettbewerbes, der politisch-räumlichen Fragmentierung und der Integration.
Um explorative Untersuchungen für die Auswahl der zu untersuchenden Städte vorzunehmen, wurden mehrere Forschungsreisen nach Katar, Kuwait und die VAE durchgeführt. Die Einschätzung einer realistischen Durchführung des Forschungsvorhabens erfolgte durch Besichtigung der Städte, ergänzt durch Gespräche mit lokalen Akteuren und Vertretern aus dem Bildungsbereich.
Der Antrag erfolgte mit dem Ziel einer Anschubfinanzierung zur Einreichung eines drittmittelfinanzierten Projekts bei der DFG. Die Ergebnisse der durch die Anschubfinanzierung ermöglichten Vorforschungen (siehe Konferenzteilnahmen, Forschungsaufenthalte) wurden in den an die DFG gerichteten Forschungsantrag (siehe Einwerbung von Drittmitteln) implementiert.